Montag, 20.01.2025

Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrages in 2026: Was könnte danach passieren?

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Nachrichten aus dem Rhein-Main Gebiet und Hessen

Im Jahr 2021 trat der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) mit dem ambitionierten Ziel in Kraft, für rechtliche Klarheit im Glücksspielmarkt zu sorgen, Spielsucht zu bekämpfen und insbesondere das boomende Online-Glücksspiel in Deutschland zu regulieren. Die Erwartungen waren von Beginn an groß.

Allerdings gibt es an den bisher umgesetzten Maßnahmen und den darauffolgenden Effekten viel Kritik. Die erhoffte Kanalisierung in dem legalen Markt gilt weiterhin als große Herausforderung. Abseits der inhaltlichen Kritik hinterfragen viele Branchenvertreter auch die Methodik der bisher durchgeführten Studien, die die zuständige Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) zu diesem Thema als Diskussionsgrundlage zu Rate zieht.

Angesichts dessen ist die Frage nach der Zukunft der Glücksspielregulierung heute wohl drängender denn je. Doch eine umfassende Evaluierung des Vertrags ist erst Ende 2026 vorgesehen. Viel deutet aktuell darauf hin, dass erhebliche Veränderungen nötig sein werden, um eine zukunftsfähige Regulierung des Glücksspielmarktes in Deutschland auf den Weg zu bringen.

Von OASIS-Sperrdatei bis Einsatzlimits: Maßnahmen des Glücksspielstaatsvertrags

Als grundlegende Reform sollte der Glücksspielstaatsvertrag das Glücksspiel in Deutschland auf eine einheitliche rechtliche Basis stellen. Dazu wurde ein Lizenzierungsmodell für private Anbieter eingeführt, welches das legale Online-Glücksspiel ermöglicht. Ein zentraler Bestandteil der Bemühungen des GlüStVs im Bereich des Spielerschutzes stellt das Sperrsystem OASIS dar.

Dieses erlaubt die Einrichtung einer bundesweiten Sperre von Personen für jegliche Glücksspielangebote. Doch auch an dieser Maßnahme wurde bereits Kritik laut. Das liegt vor allem daran, dass es viele Spielotheken im Internet gibt, die zwar nicht Teil des Sperrsystems sind, allerdings dennoch seriös und sicher agieren. Insbesondere das Angebot an Online Casinos ohne Oasis boomt inzwischen, obwohl diese Angebote in Deutschland derzeit nicht legal sind. Natürlich ist OASIS bei Weitem nicht die einzige Schutzmaßnahme des GlüStVs.

Vielmehr gibt es noch die Pflicht zur Erstellung von Spielerkonten, um Minderjährige ausschließen zu können, sowie den sogenannten „Panik-Button“, der es ermöglicht, sich für 24 Stunden sperren zu lassen. Weitere Regelungen sind anbieterübergreifende Einsatzlimits und auch die 5-Sekunden-Regel bei Online-Spielautomaten. All diese Maßnahmen sollen problematischem Spielverhalten vorbeugen und den Jugendschutz stärken.

Trotz Erfolge viel Kritik? Der Glücksspielstaatsvertrag im Fokus

Generell soll der Glücksspielstaatsvertrag ein Gleichgewicht zwischen Liberalisierung und effektivem Spielerschutz schaffen. Mit der Legalisierung des Online-Glücksspiels, die eine rechtliche Grundlage für diesen zuvor unregulierten Bereich geschaffen hat, sind klare Regeln verbunden, deren Aufsicht und Regulierung die GGL übernimmt.

Allerdings gibt es erhebliche Kritikpunkte an der bisherigen Umsetzung des neuen Staatsvertrags – insbesondere die verzögerte Erteilung von Lizenzen, die sowohl bei Anbietern als auch bei Konsumenten für viel Frustration gesorgt hat. Ein weiteres Problem bleibt die niedrige Kanalisierungsrate aus dem Schwarzmarkt, die laut Studien bei nur rund 50 Prozent liegt. Befördert wird diese Problematik auch durch die neue Spieleinsatzsteuer, die legale Anbieter unattraktiver macht.

Auch gibt es Kritik mit Blick auf die fragmentierte Regulierung durch die Bundesländer, die zu inkonsistenten Regelungen führt. Eine derart uneinheitliche Umsetzung untergräbt eine bundesweit einheitliche Kontrolle und erschwert letztlich eine wirksame Kanalisierung. So werden die Rufe nach entsprechenden Überarbeitungen des GlüStVs immer lauter, um die Effektivität der Regulierung zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit legaler Anbieter zu sichern.

Warum die Evaluation des Glücksspielstaatsvertrags so wichtig ist

Angesichts der zunehmenden Kritik an der Umsetzung und Wirksamkeit des Glücksspielstaatsvertrags von 2021 ist die geplante Evaluation im Jahr 2026 von immenser Bedeutung für die gesamte Branche. Sie bietet die Möglichkeit, die Effektivität der Regelungen systematisch zu überprüfen, Schwachstellen zu identifizieren und notwendige Anpassungen vorzunehmen.

Nur so können die ursprünglichen Ziele des Vertrags nachhaltig in Angriff genommen werden. Dabei ist eine objektive und transparente Evaluation natürlich unerlässlich, um eine fundierte Grundlage für politische und regulatorische Entscheidungen zu schaffen, die auch aus der Branche heraus breite Zustimmung erhalten. Die Evaluation soll dann nur den ersten Schritt hin zu einem noch sichereren, transparenteren und gleichzeitig attraktiveren Glücksspielmarkt in Deutschland sein.

Ein Blick in die Zukunft: Regulierung des Glücksspielmarktes in Deutschland

Wagt man einen Blick in die Zukunft der Glücksspielregulierung in Deutschland, zeichnet sich ein Bild, das stark von föderalen Unterschieden geprägt sein könnte. Einige Bundesländer, unter anderem auch Hessen, verfolgen bereits eigene Ansätze. Das könnte die bereits bestehende Fragmentierung des Marktes weiter verschärfen. Ein bundesweit uneinheitliches Regelwerk könnte dann zu problematischen Nebeneffekten führen, da es den Schwarzmarkt stärken und die Rechtssicherheit beeinträchtigen könnte.

Fest steht, dass die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Regulierung spielen wird. Im Zentrum ihres Aufgabenbereichs liegen die Stärkung legaler Angebote sowie des Spielerschutzes. Diesbezüglich könnten unter anderem gezielte Werbung und bessere Platzierungen in Suchmaschinen hilfreich sein, um illegalen Angeboten die Plattform und Aufmerksamkeit zu nehmen.

Noch strengere Regulierungen der lizenzierten Angebote könnten die Branche dagegen zusätzlich belasten: So führen Sendezeitbeschränkungen und strengere Werberegeln dazu, dass legale Anbieter im Vergleich noch weniger sichtbar werden, was Schwarzmarktangebote weiter begünstigen würden. Dementsprechend ist in Zukunft ein ausgewogeneres Werbekonzept essenziell.

Auch Netzsperren zur Blockierung illegaler Glücksspielseiten könnten zukünftig eine größere Rolle spielen. Eine noch effektivere Umsetzung solcher Maßnahmen würde den Zugang zu unregulierten Angeboten erschweren und die Kanalisierung in den legalen Markt fördern. Auch die Überprüfung von virtuellen Automatenspielen muss beschleunigt werden, um die Attraktivität legaler Plattformen zu erhöhen.

Letztlich wird die Zukunft der Glücksspielregulierung stark davon abhängen, ob die Politik eine klare und einheitliche Linie findet. Die Ergebnisse der für 2026 geplanten Evaluation könnten dann die Grundlage für effektive Anpassungen des bisher viel kritisierten Glücksspielstaatsvertrags bilden.

Fazit: Was folgt auf die Evaluierung des GlüStVs?

Rückblickend hat der Glücksspielstaatsvertrag von 2021 einige Fortschritte erzielt, jedoch auch eine Reihe von zentralen Schwächen offengelegt. Die Rolle der GGL ist nach wie vor essenziell – sowohl bei der Umsetzung der bestehenden Regelungen als auch bei einer möglichen Weiterentwicklung des GlüStVs.

So oder so werden die kommenden Jahre von intensiven Diskussionen und wegweisenden politischen Entscheidungen geprägt sein. Noch ist schwer zu prognostizieren, ob die Ergebnisse der Evaluation zu einer stärkeren Zentralisierung der Regulierung führen, oder die Gefahr eines föderalen Flickenteppichs besteht. Der mögliche Alleingang Hessens ab 2028 zeigt, dass manche Bundesländer bereits eigene Wege zur Modernisierung des Glücksspielmarktes suchen. Solche Ansätze könnten schnell als Vorbild für andere dienen.

Letztlich muss allerdings auch die Branche selbst flexibel auf bestehende und neue Herausforderungen reagieren. Innovative Lösungen, z.B. eine schnellere Spielüberprüfung oder eine verbesserte Platzierung legaler Angebote, könnten helfen, die Attraktivität des legalen Marktes zu steigern. Nur durch ein gemeinsames Handeln von Regulierungsbehörden und Branchenvertretern kann das Ziel eines noch transparenteren und sichereren Glücksspielmarkts erreicht werden.

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