Donnerstag, 10.10.2024

Dissoziation verstehen: Wie fühlt es sich an, von sich selbst abgetrennt zu sein?

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Sophia Wegner
Sophia Wegner
Sophia Wegner ist Kolumnistin beim Rhein-Main Kurier und gibt regelmäßig Einblicke und Kommentare zu aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Themen. Mit ihrer vielseitigen Erfahrung im Journalismus und einem besonderen Gespür für soziale Entwicklungen bietet sie ihren Lesern eine frische und kritische Perspektive. Ihre Kolumnen laden dazu ein, über den Alltag hinauszudenken und neue Blickwinkel zu entdecken.

Dissoziation stellt ein psychologisches Phänomen dar, das sich in verschiedenen dissoziativen Störungen äußert, wie beispielsweise der dissoziativen Amnesie, Depersonalisation oder Derealisation. Diese Störungen können als Reaktion auf traumatische Erlebnisse, Stress oder akute Belastungsreaktionen auftreten und führen häufig zu einer veränderten Wahrnehmung des Bewusstseins oder einem Gefühl der Entfremdung von der Realität. Zu den Erscheinungsformen zählen Rückblenden, Taubheitsgefühle und in schwereren Fällen der dissoziative Stupor sowie die dissoziative Identitätsstörung (DIS). Eine angemessene Diagnose und Therapie sind von großer Bedeutung, um die zugrunde liegenden Ursachen dieser Bewusstseinsstörungen zu identifizieren und eine langfristige Heilung zu fördern.

Verborgene Facetten der Dissoziation: Wie es sich anfühlt, von sich selbst getrennt zu sein

Für Patient:innen kann sich das Gefühl, von sich selbst abgetrennt zu sein, wie das Gleiten durch einen tiefen Ozean kaltgepressten Wassers anfühlen – dumpf und unberührt. Emotionen und Schmerzempfinden scheinen oft in einem Nebel aus Gedächtnislücken verschwommen, während der Körper wie in einem automatischen Funktionieren funktioniert. Der Hinterkopf und die Stirn können schmerzen, als würden die Gedanken vor dem gegenwärtigen Moment fliehen. Hinter den Mythen und Realitäten der dissoziativen Identitätsstörung verbergen sich nicht nur Persönlichkeitswechsel, sondern auch die Herausforderungen des Losgelöstseins von der eigenen Seele – wo Nackenschmerzen ein ständiger Begleiter sind, der selbst das Handgefühl vom eigenen Gesicht fernhält.

Auswirkungen der Dissoziation auf das Leben: Vom Verlust der Verbindung bis zur Einsamkeit

Die Auswirkungen von Dissoziation können tiefgreifend sein und das tägliche Leben erheblich beeinflussen. Menschen, die unter Trauma-Symptomen und emotionaler Instabilität leiden, berichten oft von Erinnerungslücken und Entfremdungsgefühlen, besonders in Krisensituationen. Diese Symptome können zur Entwicklung von Belastungsstörungen führen und in extremen Fällen Schizophrenie ähneln. Dr. Christa Roth-Sackenheim, BVDP, betont die Bedeutung einer genauen Diagnose für die psychische Gesundheit. Achtsamkeitstechniken können helfen, den Kontakt zur eigenen Person wiederherzustellen und die Einsamkeit, die oft mit dieser Abtrennung einhergeht, zu lindern.

Umgang mit Dissoziation: Wege zur Unterstützung und Heilung

Professionelle Unterstützung ist entscheidend, um betroffenen Klient:innen zu helfen, die Erfahrungen von Dissoziation zu verarbeiten. Therapeuten spielen eine zentrale Rolle und bieten Trauma-beratung, Psychotherapie sowie multimodale Behandlungsmethoden an, die Bewegungstherapie und kreative Ansätze wie Kunst- und Musiktherapie einschließen. Selbsthilfegruppen schaffen ein unterstützendes Umfeld, in dem Patient:innen sich austauschen können. In der Klinik Friedenweiler finden viele Menschen in der Stabilisierungsphase Hilfe, um bewusst Erleben und Wiedererleben traumatischer Situationen zu lernen. Lydia Hantke hebt hervor, dass der Weg zur Heilung oft auch die Integration von Körpererinnerungen und die Behandlung traumabezogener Symptome erfordert, eventuell sogar die Nutzung von Medikamenten zur Linderung von Schmerzen.

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