Die Abfallentsorgung ist eine der großen umwelt- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Während Privathaushalte feste Regelungen und Infrastrukturen zur Mülltrennung haben, gestaltet sich die Entsorgung im öffentlichen Raum oft schwieriger. Überfüllte Mülleimer, unzureichende Trennsysteme und illegale Müllentsorgung sind nur einige der Probleme, mit denen Städte und Gemeinden konfrontiert sind. Öffentliche Einrichtungen sind deshalb nicht nur für die Bereitstellung geeigneter Sammelbehälter verantwortlich. Sie müssen Wege finden, die Akzeptanz und Nutzung der Entsorgungssysteme in der Bevölkerung zu fördern. Wir werfen im Folgenden einen Blick auf die aktuelle Situation der Abfallentsorgung im öffentlichen Raum und zeigen bestehende Probleme und mögliche Lösungsansätze auf.
Abfallaufkommen in Deutschland
Es sind hohe Zahlen, die der Statusbericht für Kreislaufwirtschaft in puncto Abfallaufkommen in Deutschland immer wieder zu verzeichnen hat. So wurden 2021 insgesamt rund 410 Millionen Tonnen Abfall im Inland entsorgt. Um der Abfallentsorgung nachzukommen, standen 14.300 Abfallentsorgungsanlagen zur Verfügung und den Löwenanteil der Abfallmengen machten mit 220 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle aus. Die Menge an Abfällen aus Privathaushalten belief sich auf 40 Millionen Tonnen.
Das Abfallaufkommen im öffentlichen Raum hat ein verhältnismäßig geringes Gesamtaufkommen. Dafür ist seine Sichtbarkeit größer als bei anderen Abfallarten. Zudem gehen durch im öffentlichen Raum entsorgte Abfälle oft wertvolle Ressourcen verloren, da es an geeigneten Trennsystemen fehlt.
Der Statusbericht für Kreislaufwirtschaft in Deutschland zählt jedoch nicht nur auf, wie viel Müll wir verursachen. Es geht auch um die Kosten, die Abfallentsorgung und Recycling verursachen und die es zu finanzieren gilt. Die Akzeptanz der Kreislaufwirtschaft in der Bevölkerung wird im Statusbericht ebenfalls beleuchtet.
Mangelnde Akzeptanz der Infrastruktur als Problem
Müllwerker genießen für gewöhnlich ein hohes Ansehen in der Bevölkerung und der Beitrag der Kreislaufwirtschaft zum Umweltschutz wird ebenfalls geschätzt. Schlechter bestimmt ist es jedoch paradoxerweise um die Akzeptanz der Infrastruktur für die Kreislaufwirtschaft. Diese ist allerdings für ihr Funktionieren unbedingt notwendig.
Vor welche Herausforderungen diese mangelnde Akzeptanz öffentliche Einrichtungen immer wieder stellt, zeigt sich auch und vor allem bei der Abfallentsorgung im öffentlichen Raum. Kluge Lösungsansätze sind gefragt.
Schon gewusst? Die Kreislaufwirtschaft ist in Deutschland eine der wichtigsten Branchen. 2021 konnte sie 105 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften und bot 310.000 Menschen einen Arbeitsplatz.
Herausforderungen der Abfallwirtschaft im öffentlichen Raum
Was zu Hause bei vielen Menschen optimal funktioniert, sieht im öffentlichen Raum ganz anders aus. Die Bereitschaft von Konsumenten, sich nach ökologischen Standards zu richten, ist nämlich nicht zuletzt vom Kontext abhängig. Konkret bedeutet das, dass viele Menschen mit der Müllentsorgung zu Hause verantwortungsvoller umgehen als in der Öffentlichkeit.
Überdies gibt es im öffentlichen Raum vielerorts nur vereinzelte Behälter, die für eine Mülltrennung geeignet sind. Diese sind zudem meist an Orten zu finden, die privat verwaltet werden – also zum Beispiel an Bahnhöfen, im Einkaufszentrum oder am Flughafen. Sichtbare infrastrukturelle Maßnahmen und gezielte gestalterische Eingriffe im öffentlichen Raum können daher maßgeblich dazu beitragen, nachhaltige Verhaltensänderungen zu fördern. Das ist wichtig, um Ressourcen nicht unnötig zu verschwenden, denn eine nachträgliche maschinelle Sortierung des Mülls kann die Qualität der zurückgewonnenen Materialien nicht in gleichem Maße garantieren wie eine sorgfältige manuelle Trennung. Die Abfalltrennung ist aus diesem Grund aktuell noch eine der wichtigsten Grundlagen für ein effizientes Recycling.
Lösungsansätze für eine bessere Mülltrennung im öffentlichen Raum
Dann sollte man doch einfach mehr Abfallbehälter mit Mülltrennungsoptionen im öffentlichen Raum aufstellen – so könnte nun die einfache Lösung lauten. Ganz so einfach ist es aber leider nicht, denn mehr Möglichkeiten führen nicht automatisch zu mehr Mülltrennung.
Um das passende Trennsystem für den jeweiligen Standort zu finden, ist es zunächst sinnvoll abzuklären, welche Rahmenbedingungen vor Ort und in der näheren Umgebung bestehen. Denn tatsächlich kann die Auswahl eines geeigneten Abfalltrennsystems abhängig von den örtlichen Gegebenheiten ganz unterschiedlich ausfallen. Zunächst gilt es daher, bereits vorhandene Trennsysteme auf den Prüfstand zu stellen. Dabei steht die Regelung zu Sammlung, Entleerung und Wartung im Fokus. Wichtig ist zudem die Entscheidung darüber, welche Optionen der Mülltrennung am Standort überhaupt geboten werden.
Unterschiedliche Standorte, unterschiedliche Ansprüche
Im öffentlichen Raum fallen primär Verpackungsmaterialien wie Papier, Leichtverpackungen und Glas an. Ergänzende Maßnahmen wie Pfandringe sind einerseits sinnvoll, andererseits zeigen Erfahrungen, dass diese oft zweckentfremdet oder verschmutzt werden. Auch Aschenbecher sind empfehlenswert, um Littering und Brandgefahren zu minimieren.
Vor allem das getrennte Sammeln von Bioabfällen und Glas im öffentlichen Raum birgt jedoch besondere Herausforderungen. Dies gilt verstärkt, wenn an einem Standort eigentlich keine häufige Abfallentleerung sinnvoll ist. Bioabfall neigt zur Geruchsbildung und zieht Ungeziefer an. Daher wird auf entsprechende, spezielle Behältnisse an öffentlichen Plätzen oft verzichtet. Glas ist aufgrund des relativ hohen Gewichts und der Bruch- und Verletzungsgefahr problematisch.
Vandalismus und illegaler Müllentsorgung begegnen
Mülleimer und Abfalltrennsysteme werden immer wieder zum Ziel von Vandalismus. Oft werden sie auch für die illegale Entsorgung von Haushaltsmüll genutzt. Das hat unschöne Auswirkungen auf das Stadt- oder Landschaftsbild und verursacht zusätzliche Kosten. Eine entsprechende Ausstattung, Wartung und Prävention von Müllentsorgungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum sind daher notwendig.
Robuste und wartungsarme Müllbehälter sind weniger anfällig für Vandalismus. Feuerfeste Mülleimer aus Metall verringern die Brandgefahr, Modelle mit Deckel oder Abdeckung reduzieren die widerrechtliche Entsorgung von Hausmüll an öffentlichen Orten. Hier muss jedoch abgewogen werden, inwieweit dies der Barrierefreiheit entgegenwirken könnte.
Bedarf bestimmen, strategisch positionieren
Wenn es darum geht, eine effiziente Entsorgung und Mülltrennung im öffentlichen Raum zu fördern, ist nicht nur der Bedarf an Abfallbehältnissen und die Wahl der passenden Systeme wichtig. Zudem gilt es zu entscheiden, wie die Behältnisse strategisch günstig positioniert werden, um eine optimale Nutzung zu erreichen. Trennsysteme sollten gut sichtbar und in Gruppen mit allen relevanten Optionen wie Glas-, Papier- und Restmüll aufgestellt werden. Es hat sich nämlich gezeigt, dass schon kleine Distanzen die Nutzung hemmen können. Eine Platzierung der Abfalltrennbehälter entlang stark frequentierter Wege und an Hotspots wie Haltestellen oder Sitzbereichen erhöht die Nutzung. Auch die Barrierefreiheit muss gewährleistet sein.
Studien zeigen, dass Menschen Abfallbehälter intuitiv an bestimmten Orten erwarten. Eine strategisch durchdachte Standortwahl kann deshalb die Effizienz der Müllsammlung erheblich verbessern. Eine klare und einheitliche Kennzeichnung der Abfallbehälter mit gut sichtbaren Symbolen und Farben erleichtert zusätzlich die richtige Mülltrennung. Hinweise wie „Hier beginnt Recycling!“ oder „Hilf mit, Ressourcen zu schonen!“ schaffen ein Bewusstsein für die Bedeutung der Abfalltrennung.
Mehr Sichtbarkeit, ohne zu stören
Eine weitere Herausforderung: Die Sichtbarkeit der Behältnisse muss optimiert werden, ohne dass dabei gestalterische Aspekte außen vor gelassen werden. Das Stadtbild oder die umgebende Landschaft sollen schließlich nicht gestört werden. Letztlich geht es darum, den Konsumenten die Müllentsorgung und die Mülltrennung im öffentlichen Raum so einfach wie möglich zu machen. Abfallanalysen und die Beobachtung von Konsumentenbewegungen liefern hier wertvolle Erkenntnisse und auch die Zusammenarbeit mit Betreibern bereits bestehender und gut funktionierender öffentlicher Systeme kann dabei helfen, Ressourcen zu sparen und Lösungen zu finden.
Öffentliche Müllentsorgung verbessern – Warum es sich lohnt
Die Kreislaufwirtschaft trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei, denn eine effiziente Kreislaufwirtschaft kann Treibhausgasemissionen reduzieren und dafür sorgen, dass Ressourcen wiederverwendet werden. Eine konsequente Kreislaufwirtschaft kann damit auch auf lange Sicht nicht nur den Ausstoß von Treibhausgasen senken, sondern auch die Abhängigkeit von knappen und kostspieligen Primärrohstoffen reduzieren. Die sogenannte Zirkularitätsrate zeigt, wie stark recycelte Rohstoffe genutzt werden. Deutschland liegt hier im europäischen Durchschnitt. Andere Länder wie die Niederlande erreichen höhere Wiederverwertungsquoten. Um die Kreislaufwirtschaft weiter zu fördern, sind weitere Maßnahmen notwendig und öffentliche Einrichtungen in der Pflicht. Eine verbesserte Abfalltrennung im öffentlichen Raum und eine verstärkte Sensibilisierung der Konsumenten sind in diesem Kontext nicht zu unterschätzende Schritte.
