Seit Februar 2025 gilt die neue EU-Verpackungsverordnung (2025/40 PPWR, vormals 94/62/EG) und mit ihr ein verbindlicher Rahmen, der insbesondere Händler und Gastronomen vor neue Herausforderungen stellt. Die Anforderungen sind nicht länger theoretische Vorgaben aus Brüssel, sondern greifen tief in operative Abläufe ein: von der Wahl geeigneter Verpackungsmaterialien über Lager- und Sortierprozesse bis hin zur strategischen Ausrichtung des gesamten Angebots. Wer Verpackungen in Verkehr bringt, muss heute nicht nur rechtliche Vorgaben erfüllen, sondern auch ökologische Verantwortung übernehmen.
Gesetzliche Grundlagen und Pflichten
Seit Inkrafttreten des deutschen Verpackungsgesetzes (VerpackG) im Januar 2019 sind Hersteller, Händler und Gastronomiebetriebe zur Registrierung im LUCID-Register und zur Teilnahme an dualen Systemen verpflichtet. Bei Verstößen drohen Bußgelder bis zu 100.000 Euro.
Weiter verschärft: Seit Juli 2021 gelten in der EU Verbote für bestimmte Einwegkunststoffprodukte, darunter To-go-Becher, Besteck, Teller und Rührstäbchen aus Styropor. Ab 2024 kamen Kennzeichnungspflichten und Herstellerabgaben hinzu.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor
Händler und Gastronomen sehen sich zunehmend mit der Erwartung konfrontiert, nachhaltige Angebote zu liefern, etwa durch Mehrwegbehälter, kompostierbare Verpackungssysteme oder recycelbare Materialien. Die neue EU-Verpackungsordnung regelt seit Februar 2025 verbindlich, dass Verpackungen so gestaltet sein müssen, dass sie recyclingfähig sind.
Für Betriebe heißt das: Bewusste Materialwahl, Verzicht auf schadstoffreiche Beschichtungen, Etiketten oder Kleber, die das Recycling beeinträchtigen, sowie Verzicht auf Verbundmaterialien, die nur schwer sortierbar sind.

Auswirkungen für Händler und Gastronomie
- Kosten und Compliance: Pflichten wie Systembeteiligung, Kennzeichnung und Registerpflicht bedeuten Aufwand und potenzielle Bußgelder bei Missachtung.
- Lieferketten & Anbieterwahl: Händler und Gastronomen setzen verstärkt auf umweltfreundliche Verpackungen, die recyclinggerecht und standardisiert sind
- Marktpositionierung: Nachhaltigkeit stärkt das Profil, insbesondere in Gastronomie oder Einzelhandel, wo Konsumenten Wert auf umweltbewusste Entscheidungen legen.
- Prozessoptimierung: Effiziente Logistikprozesse, etwa durch Mehrweglogistik oder optimierte Entsorgungssysteme, sorgen für wirtschaftliche und ökologische Vorteile.
Branchenrelevante Trends in der Verpackungsindustrie
Die Verpackungsindustrie befindet sich schon seit Jahren im Wandel. Besonders im Fokus stehen dabei neue Entwicklungen und Anforderungen im Sinne der Nachhaltigkeit, die für Händler und Gastronomen zunehmend relevant werden. Mehrwegsysteme gewinnen stark an Bedeutung: Sowohl in der Gastronomie, etwa durch Pfandbehälter für To-go-Angebote, als auch im Einzelhandel mit Mehrwegtaschen oder stapelbaren Transportboxen, die mehrfache Nutzung ermöglichen und Müll vermeiden. Gleichzeitig forciert die Europäische Union den Einsatz von Rezyklaten. So sollen beispielsweise PET-Flaschen bis 2030 einen Mindestanteil von 30 Prozent recycelten Kunststoff enthalten. Eine Vorgabe, die auf der Einwegkunststoff-Richtlinie basiert und rechtlich verbindlich ist. Zusätzlich etablieren sich neue Materialstandards und praxisorientierte Leitfäden: Initiativen wie „Design for Recycling“, Recyclass oder 4Evergreen bieten Unternehmen konkrete Hilfestellung bei der Entwicklung von Verpackungen, die nicht nur funktional, sondern auch vollständig recyclingfähig sind. Dies ist ein zentraler Hebel, um nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Praxis umzusetzen und gleichzeitig regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
- Klären Sie Ihre Pflichten: Registrierung, Systembeteiligung, Kennzeichnung prüfen und ggf. professionell begleiten lassen.
- Verpackungsaudits durchführen: Analysieren Sie, welche eingesetzten Materialien recyclinggerecht sind und wo eingespart werden kann.
- Lieferantenbewertung: Präferenz für Anbieter mit klarer Nachhaltigkeitsstrategie und nachweisbaren Recyclingquoten.
- Mehrwegsysteme implementieren: In Gastronomie z. B. Pfandsysteme für To‑go, im Handel Mehrwegoptionen für Verpackung.
Marketing nutzen: Nachhaltigkeit kann ein differenzierendes Wertversprechen sein. Transparente Kommunikation zur Verpackungsstrategie stärkt Vertrauen.


