Whataboutism ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend in politischen Debatten und Diskussionen verwendet wird. Es handelt sich um eine Strategie, die häufig von politischen Führungspersönlichkeiten und Medienvertretern genutzt wird, um Kritik an ihren Handlungen oder Aussagen zu entgegnen. Whataboutism dient als Ablenkungsmechanismus, bei dem versucht wird, von einem bestimmten Thema abzulenken, indem eine Gegenfrage aufgeworfen oder ein anderes Thema angesprochen wird.
Die Verwendung von Whataboutism ist ein logischer Fehlschluss, der als Tu-quoque-Muster bekannt ist. Es ist eine Art Ad-hominem-Argument, das darauf abzielt, den Gegner zu diskreditieren, anstatt seine Argumente zu widerlegen. Whataboutism ist auch ein Beispiel für moralische Äquivalenz, bei dem man versucht, zwei ungleiche Dinge auf die gleiche Ebene zu stellen.
Definition und Ursprung
Etymologie und Typologie
Whataboutism ist eine rhetorische Strategie, bei der eine Person auf eine Frage oder eine Anschuldigung mit einer Gegenfrage oder einem anderen Thema antwortet. Der Begriff ist ein Portmanteau aus „what about“ und „-ismus“ und stammt aus dem englischen Sprachraum. Whataboutism wird auch als „Tu quoque“ oder „you too“ bezeichnet, was auf eine ähnliche Logik hinweist.
Whataboutism ist eine Form des sogenannten „Ad-hominem-Tu-quoque-Arguments“, bei dem eine Person versucht, die Glaubwürdigkeit einer anderen Person in Frage zu stellen, indem sie auf ihre eigene Unschuld oder moralische Überlegenheit hinweist. Diese Art der Argumentation wird oft als logischer Fehlschluss angesehen, da sie die eigentliche Frage oder Anschuldigung nicht beantwortet.
Whataboutism ist auch ein beliebtes Werkzeug von Propagandisten und wird oft in politischen Debatten eingesetzt, um von unangenehmen Themen abzulenken oder um die Glaubwürdigkeit des Gegners zu untergraben. Es kann auch als taktisches Mittel verwendet werden, um die eigene Position zu verteidigen, indem man den Fokus auf die Fehler oder Schwächen des Gegners lenkt.
Historischer Kontext
Der Begriff Whataboutism wurde erstmals in den 1990er Jahren im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg und der sowjetischen Propaganda verwendet. Die sowjetische Regierung nutzte Whataboutism als Teil ihrer nationalen Ideologie, um die Kritik an ihrem eigenen System abzulenken und um die Glaubwürdigkeit des Westens zu untergraben.
Heute wird Whataboutism oft mit der russischen Propaganda in Verbindung gebracht, insbesondere im Zusammenhang mit der russischen Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen 2016. Michael Bernard und Luke Harding argumentieren in ihrem Buch „Collusion“ (2017), dass Whataboutism ein wichtiger Bestandteil der russischen Propagandastrategie ist.
Insgesamt ist Whataboutism eine Technik, die darauf abzielt, von unangenehmen Fragen oder Anschuldigungen abzulenken, indem man den Fokus auf andere Themen lenkt oder die Glaubwürdigkeit des Gegners in Frage stellt. Obwohl es als logischer Fehlschluss angesehen wird, wird es oft von Propagandisten und Politikern eingesetzt, um ihre eigene Position zu verteidigen und um die Glaubwürdigkeit ihrer Gegner zu untergraben.
Anwendung und Kritik
Politische Instrumentalisierung
Whataboutism ist eine Propagandatechnik, die oft von Politikern eingesetzt wird, um von eigenen Fehlern abzulenken oder Kritik an der eigenen Politik abzuwehren. Es handelt sich um eine Form der Deflektion, bei der eine schwierige Frage oder Kritik mit einer Gegenfrage oder einem Gegenangriff beantwortet wird. Ein Beispiel dafür war die Reaktion von Präsident Donald Trump auf die Kritik an seiner Politik, als er nach den Unruhen in Ferguson 2014 sagte: „Was ist mit Chicago? Was ist mit anderen Städten, die genauso schlimm sind oder schlimmer als Ferguson?“.
Whataboutism wird oft als Kampagne eingesetzt, um politische Gegner anzugreifen. Ein Beispiel dafür ist der Vorwurf, dass Russland während der Präsidentschaftskampagne 2016 in den USA Whataboutism einsetzte, um die Kritik an Präsident Putin abzuwehren und den Fokus auf die angeblichen Verfehlungen von Hillary Clinton zu lenken.
Philosophische und logische Analyse
Whataboutism ist eine logische Fehlschlussform, bei der eine schwierige Frage oder Kritik mit einer Gegenfrage oder einem Gegenangriff beantwortet wird, anstatt auf die ursprüngliche Frage oder Kritik zu antworten. Es handelt sich um einen Red Herring, der die Diskussion von der ursprünglichen Frage oder Kritik ablenkt. Whataboutism ist auch eine Form des Ad Hominem, bei der der Sprecher versucht, die Glaubwürdigkeit seines Gegners zu diskreditieren, anstatt auf die eigentliche Frage oder Kritik einzugehen.
Whataboutism ist ein ungültiges Argument und wird oft als Taktik eingesetzt, um schwierige Fragen oder Kritik abzuwehren. Es ist ein Beispiel für das Problem der doppelten Standards, bei dem eine Person eine bestimmte Handlung oder ein bestimmtes Verhalten kritisiert, während sie ähnliche Handlungen oder Verhaltensweisen von sich selbst oder anderen Personen ignoriert.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Whataboutism kann gesellschaftliche Auswirkungen haben, indem es dazu beiträgt, den öffentlichen Diskurs zu verzerren und die Wahrnehmung von Fakten zu verzerren. Es kann auch dazu beitragen, die öffentliche Meinung zu spalten und die Debatte zu polarisieren, indem es dazu beiträgt, die Diskussion von der eigentlichen Frage oder Kritik abzulenken und die Aufmerksamkeit auf Nebenschauplätze zu lenken.
Whataboutism kann auch dazu beitragen, die Wahrnehmung von Menschenrechtsverletzungen und Missständen in der Gesellschaft zu verzerren, indem es dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit von den eigentlichen Problemen abzulenken und die Kritik an den Tätern zu minimieren. Es kann auch dazu beitragen, die Opfer von Missständen zu diskreditieren, indem es versucht, ihre Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen und ihre Aussagen zu entkräften.
Insgesamt ist Whataboutism eine Taktik, die dazu beiträgt, schwierige Fragen oder Kritik abzuwehren, indem sie die Diskussion von der eigentlichen Frage oder Kritik ablenkt. Es ist ein ungültiges Argument und kann dazu beitragen, die öffentliche Meinung zu spalten und die Wahrnehmung von Fakten zu verzerren.