Die Sopranistin Juliane Banse ist am Wochenende in Hanau mit dem Paul Hindemith-Preis ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung, die die Geburtsstadt des Komponisten seit dem Jahr 2000 vergibt, wurde ihr in der Marienkirche überreicht. Banse ist die erste Sängerin und erst die zweite Frau, die den Preis erhält.
Verleihung und musikalisches Programm
Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri und Professorin Tabea Zimmermann, Präsidentin der Fondation Hindemith, überreichten den Preis bei einer gut besuchten Veranstaltung in der Innenstadt. Banse gestaltete die Zeremonie musikalisch zusammen mit Zimmermann an der Bratsche und Liese Klahn am Klavier. Auf dem Programm standen Lieder von Johannes Brahms und Ausschnitte aus Paul Hindemiths Marienleben op. 27. Im Anschluss trug sich die Preisträgerin in das Goldenes Buch der Stadt Hanau ein.
Der Hindemith-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zusätzlich mit einer Silbermedaille und einer Urkunde verliehen. Die Übergabe fand im Rahmen der Hindemith Tage statt. Veranstalter waren der Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau sowie das Hindemith Institut Frankfurt am Main.
Begründung der Auszeichnung
Zur Begründung verwiesen Laudator Klaus Kalchschmid und Bürgermeister Bieri auf Banses langjährige Beschäftigung mit Hindemiths Werk und auf ihre internationale Reputation. Banse unterrichte unter anderem in Madrid und Salzburg, heißt es in der Laudatio. Hervorgehoben wurde neben ihrer Stimme vor allem ihre Textinterpretation in Lied und Oper und die wiederholten Aufführungen von Hindemiths Musik in ihren Programmen.
Als besonders beispielhaft wurde Banses Einspielung des Marienleben op. 27 mit dem Pianisten Martin Helmchen genannt. Die Kritik würdigte die Aufnahme als tiefgründig und exemplarisch. In der Vergangenheit gehörten Musiker wie Daniel Barenboim, Jaavo Pärvi, Oli Mustonen und Antoine Tamestit zu den Trägern des Preises. Vor Zimmermann, die 2006 ausgezeichnet wurde, gab es bislang keine Preisträgerinnen.
Hindemiths Verbindung zu Hanau und Erinnerungskultur
Paul Hindemith wurde 1895 in der Hanauer Vorstadt geboren. Sein Geburtshaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, eine Bronzetafel erinnert am Nachfolgebau an den Komponisten. Hindemith emigrierte 1938 aus Deutschland und lebte später in der Schweiz und den Vereinigten Staaten. Nach dem Krieg reiste er mehrfach nach Deutschland und wurde bei seinen Besuchen als Musiker und Repräsentant gewürdigt.
In Hanau erinnert neben dem Preis unter anderem die Paul Hindemith Musikschule an sein Wirken. Im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe ist Hindemith in der Abteilung Moderne Zeiten präsent. Die Stadt erwarb kürzlich zwei Totenmasken des Komponisten, gefertigt von dem Bildhauer Georg Krämer unmittelbar nach Hindemiths Tod.
Die Auszeichnung soll das Lebenswerk Hindemiths und dessen Zugang zur Musik würdigen und fördert zugleich die Erinnerung an den in Hanau geborenen Komponisten.
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